Bei dieser Datenbank handelt es sich um eine strukturierte und kommentierte Bibliographie von Publikationen speziell zur Sprache der deutschsprachigen Minderheitenpresse in Mittel- und Osteuropa.
Angezeigt werden alle Datensätze, die mit dem gewählten Schlagwort - Rumänisch - verbunden sind.
Alle anzeigenDănilă, Adriana (2021): Interkulturelle Aspekte der Wortbildungen im osteuropäischen pressesprachlichen Sprachgebrauch: Das Beispiel Rumäniens. In: Philipp, Hannes/Stangl, Theresa/Weber, Bernadette/Wellner, Johann (Hrsg.): Deutsch in Mittel-, Ost- und Südosteuropa. (Forschungen zur deutschen Sprache in Mittel-, Ost- und Südosteuropa, FzDiMOS Band 11). Regensburg: Universitätsbibliothek. S. 201-216.
Dieser Aufsatz widmet sich der sprachwissenschaftlichen Untersuchung interkultureller Aspekte bei Wortbildungen in der Pressesprache am Beispiel der „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“ (ADZ) anhand konkreter Belege aus dem Material der Zeitung.
Eine kurze Einleitung zum ersten Abschnitt gibt die Zielsetzung des Aufsatzes, die Betrachtung einiger Aspekte der interkulturellen Kommunikation mit dem Schwerpunkt mediale Schriftlichkeit anhand der rumäniendeutschen Zeitung ADZ, vor. Unter dem Punkt „Aspekte der interkulturellen Kommunikation in osteuropäischen Minderheitsgesellschaften“ wird eine kurze Einführung in den Kontext des Untersuchungsgegenstandes geboten, indem die Situation anderssprachiger Sprachgemeinschaften in Osteuropa beschrieben wird. Hierbei werden zwei mögliche Konstellationen zitiert, nämlich einerseits deutsche Sprachminderheiten, „die zwar geographischen Kontakt zum sprachlichen Mutterland Deutschland haben, aber ‚lange Zeit aufgrund des Eisernen Vorhangs isoliert waren […]‘“ und andererseits sog. Sprachinselminderheiten, die „[…] relativ isoliert vom Mutterland [sind] und […] meist die Minderheitensprache nur in ihrer kleinen Gemeinschaft [bewahren].“ Es wird festgestellt: „Rumäniendeutsch als Minderheitssprache in Rumänien, d. h. die deutsche Sprache in Siebenbürgen, im Banat, in der Bukowina aber auch Dobrudscha und Sathmar unterliegt einem ständigen Sprachkontakt mit dem Rumänischen.“ Etwas unzusammenhängend zu diesem Zitat erscheint die Schlussfolgerung im folgenden Satz: „Weil es sich in der kommunikativen Wirklichkeit der zwischenmenschlichen Interaktion in einem direkten Kontaktareal mit dem Rumänischen befindet, kann das Rumäniendeutsch als Sprachinsel angesehen werden.“ Der nächste Punkt erläutert den „Aufbau der Analyse“, die aus zwei Teilen besteht: der erste Teil widmet sich der Analyse von „Besonderheiten der Kommunikation zwischen Angehörigen unterschiedlicher ethnischer Gruppen“, der zweite Teil behandelt „kulturtypische Handlungsformen im journalistischen Sprachgebrauch auf der Ebene des Wortschatzes“, hier werden „begriffliche Kategorien und Wortbildungen mit neuen semantischen Prägungen“ erwartet, das „journalistische Medium“ fungiert dabei außerdem „als kulturspezifische Realisierung der Dynamik interkultureller Kommunikation“. Desweiteren wird erklärt, dass konkrete Sprachformen aus dem Material der Zeitung „unter lexikologischen Aspekt [sic] und morphosyntaktischer Funktionsweise“ analysiert werden. Dezidiert in den Blick genommen werden drei Wortbildungsverfahren: „Determinativkomposition“ als produktivste Einheiten der Wortbildung, „Abreviation [sic] als Ausdruck der Sprachökonomie“ und „Kontamination, die zu neuen interessanten Wortbildungsprodukten führen kann“.
Mit dem folgenden zweiten Abschnitt unter der Überschrift „Kulturtypische sprachliche Handlungsformen im journalistischen Sprachgebrauch der ADZ für Rumänien“ beginnt die Analyse des Sprachmaterials. Der Analyse ist noch einmal eine kurze Erläuterung des Gegenstandes vorangestellt, laut der die ADZ als Medium die Interkation zwischen verschiedenen Kulturen ermöglicht, nämlich zwischen der rumäniendeutschen, der rumänischen und der bundesdeutschen Kultur, deren Zusammentreffen sich in interkulturell bedingten Wortbildungsprodukten widerspiegelt. Die umfassende und detaillierte Analyse der Wortbildungsprodukte erfolgt anhand zahlreicher Belege – insgesamt 36 zitierte Belegstellen, die teilweise noch durch Untergliederungen erweitert werden – aus dem Material des Blattes, diese sind unter thematische Kategorien gefasst und jeweils einzelnen in kürzeren oder längeren Erläuterungstexten sprachwissenschaftlich eingeordnet. Der erste Beleg zeigt zum Beispiel die Übersetzung rumänischer politischer Organisationen und Institutionen ins Deutsche, gefolgt von Übersetzungen von Namen kultureller Einrichtungen und Veranstaltungen. Weitere Belege präsentieren z. B. Präfigierungen, nominale Neubildungen, Übernahmen rumänischer Wortkörper, Komposita, Derivationen, Kontaminationen und viele weitere.
Der letzte Abschnitt, überschrieben mit „Schlussfolgerungen“, fasst die Ergebnisse der Untersuchung zusammen. So hat sich etwa gezeigt, dass versucht wird, „die außersprachliche Wirklichkeit in Rumänien möglichst eindeutig zum Ausdruck zu bringen“; dies geschieht z.B. über „einzelne freie Morpheme, die schon im deutschen Wortgut vorhanden sind“ und die „zu Komposita oder Wortgruppen unter Beachtung der morphosyntaktischen Wortbildungsmöglichente des deutschen Sprachsystems“ verknüpft werden. Daneben konnten u. a. „morphematische Einheiten […] - z. B. Rentensäule, Ärzteloch,die Kuckuckspartei PSD – [identifiziert werden,] die als kulturbedingte Wortverbindungen betrachtet werden können“; diese werden als der kontextspezifische Versuch verstanden, „die typische Vorstellungswelt im rumänischen Raum zum Ausdruck zu bringen […]“. Als Fazit wird die Feststellung formuliert, nach der die untersuchten Neubildungen „kontextuelle Kulturspezifik beweisen, die eng mit der Wortbildungsfreiheit des Deutschen verbunden ist“ und denen kommunikatives Potential zugesprochen werden kann, „das Zugang zu einer spezifischen Welt eröffnet“.