Bei dieser Datenbank handelt es sich um eine strukturierte und kommentierte Bibliographie von Publikationen speziell zur Sprache der deutschsprachigen Minderheitenpresse in Mittel- und Osteuropa.
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Alle anzeigenRózsa, Maria (2010): Die deutschsprachige Presse in Ungarn im Überblick. Eine Skizze. In: Rózsa, Maria (Hrsg.): Studien zur deutschsprachigen Presse in Mittel- und Ostmitteleuropa: Beiträge zum deutsch-österreich-ungarischen Kulturtransfer, zur 1848er Revolutionspresse in Ungarn und Österreich, zum Ungarnbild in der deutschen Presse sowie zum Pressewesen in Wien, Buda, Pest, Preßburg, Temeswar, Hermannstadt und Kronstadt. (Presse und Geschichte – Neue Beiträge Band 52). Bremen: Edition Lumière. S. 7-32.
Dieser Aufsatz bietet anders als der Titel erwarten ließe eine rein pressehistorische Betrachtung der deutschsprachigen Presse in Ungarn von ihren Anfängen im 18. Jahrhundert bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs.
Der Text beginnt mit der Beschreibung der Situation am Anfang des 18. Jahrhunderts, als „nach der 150jährigen Türkenherrschaft […] kein Bürgertum [existierte], das als Träger und als Lesepublikum für das Zustandekommen eines Zeitungswesens in Frage […]“ kam. Anschließend werden in chronologischer Vorgehensweise die ersten Periodika, der „Mercurius Hungaricus“ und die „Nova Posoniensia“, genannt, die allerdings noch in lateinischer Sprache abgefasst waren. Die erste deutschsprachige Zeitung „Wochentlich zweymal neu ankommender Mercurius“ erschien von 1730 bis 1738 und „ahmte Form und Inhalt des Wienerischen Diariums nach; viele Nachrichten wurden einfach übernommen.“ Erst später, „[i]n der zweiten Hälfte der Regierungszeit Maria Theresias“ kam es zu einem Aufschwung des geistigen Lebens und damit auch der Presse. So erschien ab 1764 die „Preßburger Zeitung“, die als „langlebigste Zeitung in Ungarn“ bis 1929 existierte. Die ersten moralischen Wochenschriften wurden als Beiblätter der „Preßburger Zeitung“ von Karl-Gottlieb Windisch herausgegeben, darunter „Der Freund der Tugend“ von 1767 bis 1769 und „Der vernünftige Zeitvertreiber“ im Jahr 1770. Später, zwischen 1781 und 1793, erschienen auch von Windisch edierte und von der „Preßburger Zeitung“ unabhängige Zeitschriften wie das „Ungarische Magazin“ und das „Neue Ungarische Magazin“.
In dieser Art gehen die weiteren Ausführungen detailreich auf die deutschsprachige Pressegeschichte und ihren gesellschaftlichen und kulturellen Kontext in Ungarn ein. So ging zum Beispiel „[d]em Verfall der deutschsprachigen periodischen Presse nach 1848/49 […] in der ersten Hälfte des Jahrhunderts eine Blütezeit voraus.“ Zu dieser Zeit brachte das Erstarken von „nationalen Forderungen der ungarischen Kräfte […] das ungarländische Deutschtum an einen Scheidewerg“ zwischen Assimilation oder Anschluss an die nationalen Bestrebungen. Im Revolutionsjahr 1848 wurden „zahlreiche, aber kurzlebige Periodika“ gegründet, wie zum Beispiel „Der wahre Ungar“, „Der Patriot“ oder „Das junge Ungarn“, von denen teilweise heute nur noch der Titel bekannt ist. Ab 1854 erschien der „Pester Lloyd“ als Publikationsorgan der kaufmännischen Pester-Lloyd-Gesellschaft, der neben Handelsnachrichten auch Berichte über Politik und Kultur enthält. Für die Zeit nach 1867, dem Jahr des Ausgleichs zwischen Österreich und Ungarn, wird eine zunehmende „Assimilation des Deutschtums“ und damit verbunden einer sinkenden Leserzahl der deutschsprachigen Blätter festgestellt. Die deutschsprachige Presse wird hier in drei Gruppen eingeteilt: (a) politische Presseorgane von überregionaler Bedeutung und lokale Provinzblätter, (b) wissenschaftliche Zeitungen und (c) Fachorgane einzelner Berufsgruppen. In der ersten Gruppe werden der „Pester Lloyd“ zu den überregionalen und u.a. die „Oedenburger Zeitung“, die „Preßburger Zeitung“ und die „Temesvarer Zeitung“ zu den lokalen Blättern gezählt. In der zweiten Gruppe erschienen wissenschaftlichen Zeitschriften zu „einzelnen Wissensgebieten, die Ungarns internationale Beziehungen pflegten und bestrebt waren, die sprachliche Isolation der ungarischen Wissenschaft zu beenden“. Hierzu gehört z.B. das 1877 gegründete Periodikum „Literarische Berichte aus Ungarn“ oder ab 1912 die „Ungarische Rundschau“. Die dritte Gruppe beinhaltet deutsch- bzw. zweisprachige Fachorgane wie der „Allgemeine Technische Anzeiger für Ungarn“ von 1897 bis 1906 oder die „Ungarische Bergwerkzeitung – Magyar Bánya-Újság“ von 1912 bis 1918, die sich an eine größtenteils aus deutschen Einwanderern bestehende „Elite der Facharbeiter“ richteten. Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und auch die folgenden wirtschaftlich schlechten Jahre führten zu einer Schrumpfung der deutschsprachigen Presse. Trotz allem bestanden z.B. die „Oedenburger Zeitung“ und der „Pester Lloyd“ fort. Letztere wurde schließlich im April 1945 eingestellt.
In dieser Betrachtung werden die Zeit der Jahrhundertwende sowie die Jahre zwischen den beiden Weltkriegen auch vom Umfang her weniger ausführlich beschrieben als die vorangegangenen Epochen, der Fokus des Beitrags liegt somit auf der Anfangs- und der Hochzeit, d.h. der zweiten Hälfte des 18. bzw. der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der deutschsprachigen Presse in Ungarn. Die Ausführungen werden begleitet von mehreren seitenfüllenden Abbildungen von Titelblättern sowie einer kleineren Abbildung der Kopfleiste der „Preßburger Zeitung“ von 1878. Der Inhalt der vorgestellten Presseerzeugnisse wird allerdings nicht exemplifiziert und eine Untersuchung der Sprache in den Zeitungen und Zeitschriften findet nicht statt.
Rózsa, Maria (2010): Der Stand der Erforschung der deutschsprachigen Presse Ungarns. In: Rózsa, Maria (Hrsg.): Studien zur deutschsprachigen Presse in Mittel- und Ostmitteleuropa: Beiträge zum deutsch-österreich-ungarischen Kulturtransfer, zur 1848er Revolutionspresse in Ungarn und Österreich, zum Ungarnbild in der deutschen Presse sowie zum Pressewesen in Wien, Buda, Pest, Preßburg, Temeswar, Hermannstadt und Kronstadt. (Presse und Geschichte – Neue Beiträge Band 52). Bremen: Edition Lumière. S. 33-44.
Dieser Aufsatz bietet eine kurze pressehistorische Zusammenfassung zum „Stand der Erforschung der deutschsprachigen Presse Ungarns“.
Zur Einleitung werden vier historische Siedlungsgebiete der deutschsprachigen Siedler, nämlich Oberungarn (die heutige Slowakei), der südöstliche Teil Transdanubiens (die heutigen Komitate Tolna, Baranya und Somogy), Siebenbürgen und Südungarn (die sog. Batschka und das Banat) aufgezählt. Hierbei wird festgestellt, dass es in den größten Städten dieser Gebiete ein gebildetes und bürgerliches Lesepublikum gab, „das aus der deutschen Presse an Informationen gelangen wollte und konnte“. Die erste deutschsprachige Zeitung in Ungarn war der „Wochentlich zweymal neu ankommende Mercurius“ von 1731 bis 1738, die langlebigste die „Preßburger Zeitung“ mit ihrem Erscheinen von 1764 bis 1929. Erwähnt werden außerdem das „Siebenbürger Bote“ bzw. später „Kriegsbote“ betitelte Blatt, das von 1789 bis 1867 erschien, sowie der von 1854 bis 1945 herausgegebene „Pester Lloyd“. Die kurze Einleitung schließt mit der Einschätzung, dass „eine monographische Zusammenfassung der Geschichte der deutschsprachigen Presse Ungarns bis heute fehlt“. Daneben wird auch die Wichtigkeit „einer bibliographische[n] Bestandsaufnahme“ betont.
Einen knappen bibliographischen Überblick bietet der zweite Abschnitt. Als erste pressebibliographische Veröffentlichung wird ein Titelverzeichnis von Keresztys aus dem Jahr 1916 genannt, in dem „Zeitungen und Zeitschriften, die zwischen 1705 und 1867 auf dem Gebiet Ungarns erschienen, nach Jahren und Sprachen geordnet veröffentlicht wurden“. Diese Epoche wird auch in der drei Bände umfassenden Pressebibliographie von Busa betrachtet, die in Tabellen, Registern und Glossaren vielfältige Informationen zum ungarisch- und fremdsprachigen Pressewesen in Ungarn sowie zu außerhalb von Ungarn existierenden, aber Ungarn betreffenden Periodika bietet. Zuletzt wird die Publikation von Kemény genannt, die u.a. die deutschsprachigen Periodika von 1911 bis 1920 behandelt.
Der folgende Abschnitt zählt Pressebibliographien auf, die einst fortlaufend geführt wurden, und heute „nur noch einen historischen Wert“ besitzen. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts registrierten verschiedene Organe die erscheinenden Presseerzeugnisse. Dazu gehören z.B. das wöchentlich erscheinende Fachblatt „Oesterreichische Buchhändler-Correspondenz“, welches von 1860 bis 1878 neben Büchern auch herauskommende Zeitschriften erfasste, darunter auch deutschsprachige Periodika in Ungarn. In den Jahren 1870 1894 lieferte die Zeitung „Vasárnapi Újság“ (Sonntagszeitung) „bibliographische Angaben der deutschsprachigen Periodika“.
Der Abschnitt „Historische Übersicht der Pressebibliographien der deutschsprachigen Presse Ungarns“ bietet anders als zuvor einen Überblick über Pressebibliographien, „die sich ausschließlich auf die deutschsprachige Presse Ungarns“ beziehen. Als Besonderheit erscheint hier „[e]ine Vollständigkeit anstrebende retrospektive Bestandsaufnahme der deutschsprachigen Presse Ungarns“ von Réz, die 1945 erschien und die Periodika „von den Anfängen bis 1918“ verzeichnete.
Der umfangreichere Hauptteil unter der Überschrift „Moderne deutsche Pressebibliographien“ weist zu Beginn auf die Notwendigkeit einer zeitgemäßen und im Internet recherchierbaren Bibliographie hin. Die Verfasserin des Aufsatzes hat es sich unter anderem deshalb zur Aufgabe gemacht, „eine solche Bibliographie der deutschsprachigen Presse Ungarns zusammenzustellen“, die sie in den folgenden Ausführungen vorstellt. Denen zufolge ist das Werk mehrfach unterteilt: Der erste Teil beinhaltet Zeitschriften und Fachblätter, der zweite Teil erfasst Zeitungen, wobei beide Teile den Zeitraum von 1850 bis 1920 behandeln. Den Jahren 1921 bis 2000 ist ein dritter, gesondert erschienener Teil gewidmet. Für den Zeitraum 1850-1920 sind Daten und Informationen zu 1826 Periodika gesammelt worden, darunter 1445 wissenschaftliche Zeitschriften und Fachblätter, sowie 381 als „politische Zeitungen“ kategorisierte Blätter. Anschließend werden einige Beispiele der erfassten Periodika aufgelistet, wie etwa die „Ungarische Revue“, die von 1881 bis 1895 erschien, die „Acta Comparationis“, herausgegeben von 1877 bis 1888, oder die „Pester Medizinisch-Chirurgische Presse“, die von 1865 bis 1918 „[…] in ungarischen Fachzeitschriften erschienene Artikel gänzlich auf deutsch [veröffentlichte]“. Außerdem erwähnt werden „die Fachblätter der verschiedenen Industriezweige, deren Lesepublikum lange Zeit hauptsächlich die eingewanderten deutschen Fachleute bildeten“, wie z.B. der „Allgemeine Technische Anzeiger für Ungarn“, herausgegeben von 1897 bis 1923. Daneben wird auch das Erscheinen der „Bibliographie der von 1921 bis 2000 auf dem Gebiet des heutigen Ungarns erschienenen deutschsprachigen Periodika“ der Verfasserin im Jahr 2006 erwähnt, ihr Inhalt wird jedoch nicht näher erläutert.
Zu Projekten für die „[i]nhaltliche Erschließung der deutschsprachigen Presse Ungarns“ findet sich unter der gleichlautenden Überschrift ein kurzer Absatz, in dem allerdings nur auf eine „Datenbank, an der zur Zeit [sic] in Wien gearbeitet wird und die die Preßburger Zeitung mit ihren wichtigsten Inhalten zugänglich machen wird“ hingewiesen wird.
Zum Abschluss werden einige wissenschaftliche Publikationen zur pressehistorischen Untersuchung der deutschsprachigen Presse Ungarns aufgezählt.
Das Hauptaugenmerk des Textes liegt – anders als der Titel erwarten ließe – insgesamt auf der historischen und weniger auf der aktuellen deutschsprachigen Presse Ungarns. Hierbei wird auf den Inhalt der genannten Periodika nicht eingegangen und es findet keine Untersuchung der Sprache in den Zeitungen und Zeitschriften statt.